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Spannendes Comeback im Rheingau

von Monika Busch.

Der Rheingau ist ein geschlossenes Weinbaugebiet mit 3.191 Hektar Rebfläche. Damit liegt der Rheingau im Mittelfeld der 13 deutschen Anbaugebiete. Rund 80 Prozent der Rebfläche sind mit Riesling bestockt.

Das Weinbaugebiet ist durch „eine Laune der Natur“ entstanden. Der sonst in Richtung Norden fließende Rhein bei Wiesbaden biegt fast im rechten Winkel nach Westen ab, um schon 30 Kilometer weiter bei Rüdesheim wieder in Richtung Norden zu fließen.

Das Rheingau-Gebirge, ein von Osten nach Westen verlaufender Taunus-Ausläufer, hält den Fluss auf und zwingt ihn zur Richtungsänderung. So entstand am 50. Grad nördlicher Breite das Rheinknie und auf dem schmalen Streifen rechts des Rheins zwischen Wiesbaden und Lorch am Rhein das Weinbaugebiet Rheingau, das sich im Osten bis Flörsheim-Wicker erstreckt (Quelle: DWI).

Eine Vielzahl unterschiedlicher Böden prägt den Rheingau, von Quarzit, Böden aus Schwemmsedimenten und Lösslehm bis zu Tonschiefer, Phyllit und Sand. Mitten in diesem Weinbaugebiet im beschaulichen Eltville-Erbach hat das Weingut Lamm Jung seinen Sitz mit einer über 250 Jahre langen Geschichte. Und auch hier zeigt sich die Dynamik in der deutschen Weinszene.

2016 ist eine sehr wichtige Zahl für Günther Weisel und Paul Will, wurde doch in jenem Jahr der Traditions­betrieb von Günther Weisel und Paul Jung übernommen. Gabriele Jung und ihr Sohn Andreas, der in sehr jungen Jahren nach dem Tod des Vaters in den Betrieb einsteigen musste, hatten sich für den Verkauf entschieden, nachdem er 2014 stillgelegt worden war.

Mit Paul Will als Betriebsleiter und Kellermeister haben die Eigentümer einen der besten Jungwinzer im Rheingau für das neue alte Weingut in Erbach gefunden. Weinküfermeister Will war zuletzt für den Keller des Geisenheimer Weinguts von Schloss Vaux verantwortlich, davor war er Kellermeister bei Helmut Solter gewesen.

2011 war er nach seiner Ausbildung in den Weingütern Schloss Reinhartshausen und der Hochschule Geisenheim als jahrgangsbester Jungwinzer Hessens ausgezeichnet worden. Schon als Nebenerwerbswinzer hatte Will mit einer Straußwirtschaft in Aulhausen das Ziel vor Augen, sich mit einem eigenen Weingut selbstständig zu machen. Doch angesichts des aktuellen Kampfs um Rebflächen und des stetigen Wachstumsdrucks wäre dafür viel Kapital erforderlich gewesen.
Mit Mut und großem Tatendrang hat sich der heutige Alleineigentümer Günther Weisel, geschäftsführender Gesellschafter der Eltviller Heizungsbau- und Sanitärfirma Anton Hulbert, einen Kindheitstraum erfüllt. Weisel, ein qualitätsbewusster ­Individualist, hat sich aus voller Überzeugung und mit großer Leidenschaft für dieses Weingut entschieden. Es sollte in Rheingauer Hand bleiben, denn Weingüter im Rheingau sind häufig Objekte der Begierde von Investoren.

Weisel macht und krempelt die Ärmel hoch. Von Grund auf wurde alles erneuert, das Weingut um einen Veranstaltungsraum sowie eine Vinothek und zwei Ferienwohnungen ergänzt.

Es gibt viele Gründe, warum die Übernahme eines Weinguts scheitern kann, beispielsweise eigenwillige Altwinzer und hoher Kapitalbedarf. Für Team-player Weisel keine Hürden, er „macht sein Ding“, und er „lässt machen“.

Paul Will kann seinen Wein ausbauen; seine kleinen Flächen aus dem unteren Rheingau hat er mit ins Weingut eingebracht. Und beide wissen sehr gut, was sie wollen.

Bewirtschaftet werden 15 Hektar Weinberge, die sich von Eltville über die Steillagen von Rüdesheim bis Lorch erstrecken. Wie im Rheingau allerorts präsent, liegt der Fokus auf Riesling, ergänzt durch kleinere Anteile an Spät-, Grau- und Weißburgunder. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10/2019