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Schlangengift …?!

Zum ersten Mal hat mich Frauchen auf eine Weinmesse mitgenommen. Normalerweise habe ich es nicht so mit Alkohol. Ab und an lässt mich Frauchen mal an einem Bierchen schlabbern. Das schmeckt und macht Laune. Von Wein und Schnaps halte ich aber in der Regel meine Zunge weit entfernt. Trotzdem war die Messe ein Erlebnis. Die unglaubliche Vielfalt der dort präsentierten, mehr oder weniger edlen Tröpfchen lässt sich kaum beschreiben.

Nach den tollen Weinen war mir doch mal nach Abwechslung zumute. Die Spirituosenhalle mit ihrem düsteren Ambiente schien genau das zu versprechen. Craftbier, Wodka, ­Whiskey, Gin & Co.: Hier war ich genau richtig. An einem der Stände lud mich ein freundlicher englischer Terrier dazu ein, einen besonderen brasilianischen Cachaça zu probieren. Cachaça? Kenn ich, hatte ich schon mal probiert und hatte keine positive Erinnerung daran. Trotzdem wollte ich die Einladung zur Verkostung nicht ablehnen. Alte Hunde sind grundsätzlich höflich, also runter damit!

Die Geschmacksexplosion in meinem Rachen lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Nicht nur, dass das Zeugs quer runterging, nein, auf meiner Zunge tanzte eine ganze brasilianische Tanzgruppe minutenlang Samba. Schließlich wurde meine Zunge auch noch taub. Hatte mich der freundliche Terrier vergiften wollen? Sein Kommentar: „Na, Alter, ist wie ein LSD-Trip, was? Ha, ha.“ – „Nein, Mann, ein LSD-Trip ist dagegen harmlos“, knurrte ich. Dieses Zeug war viel schlimmer. Hatten die da vielleicht Schlangengift reingemixt? Wer soll denn dafür die Zielgruppe sein? Masochisten und Lebensmüde?

Eines habe ich als alter Hund gelernt: Auch alte Hunde lernen noch dazu, und man sollte nicht alles mitmachen, was einem freundliche Engländer vorschlagen. Gilt wohl auch für den Brexit. Der Versuch, die böse Erfahrung am nächsten Stand mit einem Wodka vergessen zu machen, funktionierte nicht wirklich. Nein, Wodka ist nicht geeignet, um Cachaça zu neutralisieren, und nein, Italiener brauen nicht die besseren Biere. Das kann ich euch versichern.

Reumütig bin ich wieder in die Weinhallen gewechselt. Leichte Weiß- und Grauburgunder, wundervolle Rieslingsekte und samtige Rotweine: Das ist Frauchens Welt, und Frauchen hat immer recht. Als alter Hund weiß ich das und schlabbere am Ende des Tages doch lieber ein kühles Bierchen – auch ohne Craft und Spirit.

Gelle? Bleibt mir gut gelaunt.
Euer Viktor