Suche
Close this search box.

Chenin blanc und Gamay: die megacoolen Zwillinge des 21. Jahrhunderts

von Stuart Pigott & Paula Redes Sidore

#chenincheninchenin lautet der Kampfschrei einer globalen Armee von Sommeliers, die sich dafür einsetzen, dass die Rebsorte Chenin blanc wieder groß herauskommt. An ihrer Spitze steht eine moderne Jeanne d’Arc, die auf den Namen Pascaline Lepeltier hört.

Ebenso wie die Rebsorte stammt sie aus dem Loiretal in Frankreich. Sitz der Bewegung ist allerdings New York City, wo Lepeltier fast ein Jahrzehnt als Sommelière im Restaurant Rouge Tomate gearbeitet hatte, bevor sie Anfang des Jahres zu Racines in Tribeca weiterzog.

Vor nur wenigen Wochen bekam sie als erste Frau den Titel „Meilleur Sommelier de France“ verliehen – man sollte also weder ihr Wissen noch ihre Entschlossenheit unterschätzen. ­Chenin blanc wieder groß herauszubringen, erscheint vielen Weinprofis weltweit als erstrebenswert – nicht nur, weil es sich um eine extrem unterschätzte Rebsorte handelt, sondern auch, weil sie den Ruf hat, abgesehen von Riesling die einzige weiße Traubensorte zu sein, die über das gesamte Geschmacksspektrum zu beeindrucken weiß, von knochentrocken bis zu honigsüß, dank ihrer lebhaften Säure und Eleganz.

Lepeltier erkennt diese Parallelen zwar an, achtet jedoch immer darauf, die Unterschiede zwischen den beiden Rebsorten hervorzuheben. „Im Gegensatz zu Riesling haben die Chenin-blanc-Beeren eine dicke Schale, sodass sie nicht besonders anfällig für Edelfäule sind, und selbst wenn die Trauben sehr sorgfältig verarbeitet werden, bekommt man häufig einige Tannine“, erklärte sie kürzlich auf einem Chenin-blanc-Workshop für Jungsommeliers in NYC. Die Tatsache, dass die Aromen von trockenem Chenin blanc in der Regel diskreter auftreten, ist also von Bedeutung.

Zum Beispiel ist man im Freek’s-Mill-Restaurant in Brooklyn so auf diese Rebsorte bedacht, dass andere Weißweine unter der Überschrift „Not Loire Chenin“ aufgeführt sind, also als Wein, bei dem es sich nicht um Chenin blanc von der Loire handelt. Das sagt viel darüber aus, wie wichtig der Loire-Chenin-blanc hier ist!

Bei den Rotweinen gibt es parallel ein paar Seiten mit dem Titel „Not Beaujolais“, derart fühlt man sich bei Freek’s Mill den Weinen der Rebsorte Gamay aus der Region nördlich von Lyon verpflichtet. Die Paarung dieser Rebsorten mag regulären Weinkonsumenten komisch vorkommen, nicht nur, weil Beaujolais immer noch damit zu kämpfen hat, aus dem langen Schatten des Beaujolais nouveau hervorzutreten – ein Imageproblem, das die Rebsorte Gamay, aus der dieser Wein gewonnen wird, nicht mit Chenin blanc teilt.

Allerdings wird auch Gamay immer noch dramatisch unterschätzt und eignet sich dank seines mittleren Körpers, der lebhaften Frucht und natürlich strahlender Säure hervorragend als Essensbegleiter.

Der andere Vorteil, den die beiden gemeinsam haben, ist, dass sie deutlich günstiger sind als die berühmten Namen des Burgunds, die von Wein besessene Konsumenten auf dem gesamten Planeten Wein verehren. Das trug eine Menge dazu bei, dass Chenin und Gamay zu dem beliebtesten Weinzwillingspaar von Hipster-Somms wurden. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 3/2019