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Populismus polarisiert

Wenn für den Normalfall die Worte fehlen

2017 ist in Europa, aber auch über dessen Grenzen hinaus ein sogenanntes Superwahljahr. Ein Hauptbeobachtungspunkt ist das Abschneiden der sogenannten Populisten. Wie es scheint, hat der Populismus in weiten Teilen der Welt das Ruder bereits übernommen. Das Risiko sehen wir sehr wohl – auch, dass wir diese Entwicklung differenziert betrachten müssten. Doch angesichts des Ausnahmezustands fehlen uns manchmal die Worte. Warum das so ist, analysiert der Schweizer Kommunikationsexperte Stefan Häseli.
Durchschnitt – keiner will das sein. Heiß und Eis bestimmen das Profil, denn nur Extreme sind und machen (vermeintlich) interessant. Wir leben im Kommunikationszeitalter und sind doch nicht fähig, so miteinander zu kommunizieren, dass wir uns differenziert mitteilen können. „Dem Normalfall wird nur selten das Wort erteilt. Dabei spielt er im Alltag eine tragende Rolle“, findet Stefan Häseli – und dass es an der Zeit sei, „eine Lanze für ihn zu brechen“.

Ausnahmezustand
Puh, ist das eine Affenhitze heute! Vorige Woche noch war’s saukalt. Und dazwischen? Da gab es angenehme Tage. Verbal wurden die leider unterschlagen. Zu wenig aufregend. Nicht extrem genug, um sie in Worte zu fassen, wenngleich sie für unser Wohlbefinden sorgten. Den Weg auf die Zunge fanden sie nicht. „Die Welt der Sprache zwingt uns ein Stück Polarisierung auf. Ein Relikt aus einer Zeit, in der die Sprachkommunikation noch nicht die Wichtigkeit hatte wie heute“, weiß Stefan Häseli, der sich von Berufs wegen intensiv mit diesem Phänomen beschäftigt. „Ursprünglich war es nur notwendig, Ausnahmezustände zu beschreiben. Der Normalfall war so normal, dass er dessen nicht bedurfte.“

Zu Zeiten der Entstehung unserer Sprache waren die Beziehungen um einiges klarer. Meist ging es schlichtweg ums Überleben. Ein Mechanismus, der immer noch funktioniert. Auch wenn heute andere Prioritäten und eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren unser Leben bestimmen, wird Durchschnittlichkeit verschmäht. Niemand will ein Langeweiler sein. Plakative Schwarz-Weiß-Malerei verkauft sich besser als subtile Ton-in-Ton-Bildnisse.

Einfache Lösungen
Etwas in der Welt herumgeschaut, zeigt sich das besonders auf politischer Ebene, wo der Populismus in unterschiedlichen Ausprägungen derzeit Hochkonjunktur hat. Populisten bemühen gerne die sogenannte Stimme des Volkes, um eben diese zu erringen. Differenzierte Meinungen, Ansichten und Programme fehlen. „Hier wird gerne zu der Aussage gegriffen, dass sich einfache Lösungen immer besser verkaufen lassen“, weiß der Kommunikationsexperte. „Trotzdem ist es wohl eher so, dass die Probleme …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 4/2017