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Klopapier auf Knopfdruck: der digitale Imperativ

Am Anfang dachte man, es sei eine Story aus einem Science-Fiction-Film oder der digitale Gag aus dem neuesten „James Bond“.
So etwa: Bond an der noblen Bar des noch nobleren Casino Royal bestellt seinen legendären Wodka Martini (natürlich geschüttelt, nicht gerührt). Der Barkeeper bedauert, aber heute seien keine frischen Limonen geliefert worden. Das mache ihm die Zubereitung praktisch unmöglich. Das sieht Bond auch so. Ohne einen schmalen Streifen Limonenschale, das geht überhaupt nicht.
Lächelnd holt Bond ein kleines Ding aus der Tasche und drückt auf einen Knopf. Und noch ehe der Keeper den Mix in seinem Shaker eiskalt geschüttelt hat, betritt ein superheißes Bond-Girl in hautenger Uniform von Fedex Express die Bar und stellt eine Kiste frischester Limonen auf einen Barhocker. Schnitt.

Bond genießt seinen Cocktail mit großer, schmaler Limonenschale und dem Girl im Arm. James Bond, der Agent mit der Lizenz zum grenzenlosen Bestellen. So oder so ähnlich hätte eine Szene im Film aussehen können, und der Zuschauer hätte gedacht: Irre, was der Bond so alles machen kann. Aber ist ja eben nur Film.

Eben nicht. Das, was Bond aus seiner Anzug­tasche gefischt hätte, ist in der realen digitalen Welt angekommen. Dash Button heißt das kleine Ding, das uns das Leben enorm erleichtern soll. Und so entwickelt sich unser trautes Heim teilweise zum Filmset aus „Casino Royal“. Dank Amazon können wir auch auf den kleinen Knopf drücken und direkt das gewünschte Produkt bestellen. Dieses kleine Ding in der Größe einer Türklingel ist per WLAN mit dem Internet verbunden und löst per Knopfdruck eine Bestellung aus für das Produkt, das auf den Dash Button konfiguriert wurde. Jeder Button ist also an ein Produkt gebunden. Vom Waschmittel über Toilettenpapier und Rasierklingen bis zum Erfrischungsgetränk kann alles per Knopfdruck bestellt werden. Ganz klar nur über Amazon.

Da kleben oder hängen die Dash Buttons dann überall zu Hause herum. Am Kühlschrank, im Bad, in der Wasch­küche oder auf dem Klo. Klar hat Amazon damit schon Erfahrungen gemacht, in den USA ist das bereits ein Erfolg. Mehr als zweimal in der Minute drücken die Amerikaner auf ihren Dash Button und bestellen bei Amazon.

Das ist praktisch für Amazon, denn jeder Knopfdruck bedeutet eine garantierte Bestellung. Und die Hersteller sind mit ihren Produkten auf einem gebrandeten Dash Button in Kooperation mit Amazon direkt beim Kunden platziert. Point of Sale im häuslichen Umfeld.

Sollte man allerdings erst auf dem Klo merken, dass kein Papier vorhanden ist, könnte es etwas eng werden, denn so schnell wie bei James Bond wird sicherlich nicht geliefert. Auch ist kaum anzunehmen, dass das bestellte Produkt von einem Bond-Girl übergeben wird. Das bleibt weiterhin dem Agenten mit der Lizenz zum grenzenlosen Bestellen vorbehalten.

Euer Viktor