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»Forderung nach Ausweitung des Pfands ist absurd«

Das Pfand hilft nicht, den Trend zur Einwegplastikflasche zu stoppen. Auch die unverbindliche Zielquote zum Schutz von Mehrweg- und ökologisch vorteilhaften Einweggetränkeverpackungen (MövE) hat sich erwartungsgemäß als untauglich erwiesen und soll im Verpackungsgesetz gestrichen werden. Die Kritik kam prompt. Außer einer Abgabe wird wieder einmal die Pfandpflicht für weitere Getränke gefordert.

von Michael Brandl

Nach den aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) für das Jahr 2014 ist die MövE-Quote von 46,1 Prozent leicht gesunken. Mit einem Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr fiel der Rückgang bei Wasser, Bier und Erfrischungsgetränken deutlich niedriger aus als in der Vergangenheit. Auch bei den von der amtlichen Statistik nicht erfassten Fruchtsäften und Nektaren hat sich der Abwärtstrend für Mehrweg und Getränkekartons verlangsamt und liegt ebenfalls bei rund 46 Prozent Marktanteil. Es ist absurd, anzunehmen, dass ausgerechnet das Pfand, das seine Wirkungslosigkeit eindrucksvoll erwiesen hat, zur Erhöhung der Mehrwegquote bei Fruchtsäften beitragen könnte.

Pfand auf Säfte würde den Trend zu PET-Einweg noch verstärken

Unterstützt wird diese Aussage von Jürgen Heinisch, der als geschäftsführender Gesellschafter der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrag des UBA die Zahlen für die amtliche Statistik liefert. In einem Interview für den „FKN-Report“ erklärt er: „Trotz Pfand sind die Quoten drastisch eingebrochen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies ausgerechnet bei Saft anders verlaufen würde.“ Er geht im Gegenteil davon aus, dass ein Pfand auf Säfte den Trend zur Plastikflasche noch verstärken würde. Jede zusätzliche Verpackung im DPG-Rücknahmesystem führe zu niedrigeren Kosten pro Verpackungseinheit. Je größer der Mengendurchsatz bei PET, desto eher könnten die Kosten des Pfandclearings durch Wertstofferlöse und Pfandschlupf aufgefangen werden. Heinisch: „Dies macht PET attraktiv. Nicht zu vergessen sind die eingesparten Lizenzentgelte für die dualen Systeme.“

Es würde vor allem kleine Abfüller treffen

Für viele Abfüller von Fruchtsäften bliebe eine Ausweitung des Pfands nicht ohne Folgen. So decken acht Unternehmen mit einem Umsatz von jeweils über 100 Millionen Euro drei Viertel des Markts ab. Dort dominiert PET-Einweg. „In den mittelgroßen Unternehmen spielt der Getränkekarton eine hervorgehobene Rolle, während Kleinabfüller bis zehn Millionen Euro Jahresumsatz fast ausschließlich in Glas und hier vor allem in Mehrweg abfüllen“, erklärt Heinisch. Seine Prognose: Ein Pfand auf Saft und Nektar träfe jene Abfüller, die auf den Getränkekarton und Einwegglas setzten. Für viele kleine Abfüller sei PET-Einweg aufgrund der hohen Investitionskosten keine Alternative. Sie würden beim Getränkekarton und Mehrweg bleiben und Marktanteile verlieren. Mehrweg werde anfangs seinen Marktanteil halten können, aber auf Dauer werde auch Mehrweg wieder unter Druck geraten.

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10/2016