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Wo der Bürger auf Abkürzungen trifft – oder: gut gelaunt in den Staatsbankrott

Erst kippten die Banken, dann wackelte die Wirtschaft, dann musste der Staat helfen. Und die Schuldenkrise in Europa hat eine Fülle merkwürdiger Begriffe hervorgebracht: EFSF, ESM, Sixpack, EPP, EFRE. Viele Pakte wurden beschlossen – Stabilisierungspakt, Wachstumspakt#… – und es werden immer mehr. Da ist die Rede von Fonds, Bonds, IWF, EZB. Die Flut von Abkürzungen ist meist nur im Kontext erkenntlich. Und genau da blickt der Bürger nicht mehr durch. Das erklärt ihm keiner, und langsam vermutet er Methode dahinter. Zigmal in der Woche zappt er sich durch Talkshows, sieht immer dieselben Gesichter und hört die immer gleichen Abkürzungen der Politiker und Fachleute. Ein ewiges Pro und Kontra ohne erkennbares Ergebnis. Das macht ihn unsicher, und immer weniger gehen zur Wahl.
Die Kurzformen GZSZ, DSDS, GNTM, WWM und ESC, die versteht der Bürger. Bei seinen Lieblingssendungen gibt es klare Regeln, klare Sieger und klare Verlierer. Das wird von Heidi, Dieter und Günther auch gut rübergebracht. Da führt ein überhaupt nicht zielgruppenadäquat aussehender DB mit SZ eine Handvoll C-Promis durch das Dschungelcamp, und irgendwie erscheint dem Bürger das ehrlicher als all die Politikerphrasen. Er kann mit der ­Millionärspromiprolofamilie, kurz MPPF, mehr anfangen als mit Herrn Röttgen, der MP in NRW werden wollte. Klare Sieger, klare Verlierer. Das kann man in der Politik eben so nicht erkennen. Da verliert eine FDP rund die Hälfte ihrer Wähler, schafft aber den Sprung in den Landtag, kommt jedoch nicht an die Macht, wird auf die harte Oppositionsbank gesetzt und als strahlender Sieger in allen Politsendungen gefeiert. So etwas gäbe es bei DSDS nicht.
Nur Frau Merkel hat das erkannt. Klare Sieger, klare Verlierer. Röttgen hatte seine Wahlaussage an die EFSF-ESM-Politik seiner Chefin geknüpft. Hat nichts gebracht, weil ihn der Bürger nicht verstanden hat. Frau Merkel reagierte bürgernah. Hart, aber fair. Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft. Wer verliert, geht. Das versteht der Bürger, eben wie bei DSDS. Anders als im TV menschelt es in der politischen Welt nicht. Das missfällt ihm.
Einer, der das richtig erkannt hatte und damit den Nagel auf den Kopf traf, war HS mit seiner HSP. „Es ist alles zu wenig, es muss mehr sein“ ist der Leitspruch der konservativ-liberal-linken Partei. 2.500 Euro Grundeinkommen für jeden, und zwar ab der Geburt, garantiert die HSP. Wie das finanziert wird, weiß die HSP nicht, aber es kommt gut an. Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur des GT hat zwar die Wahl zum BK nicht geschafft. Aber es hat gemenschelt. Yes, Weekend.

Schätzelein, nächse Mal gehse zur Wahl!
Euer Hasenviktor