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Und tschüss …

… wir sind dann mal eben im Sommerloch

Bevor die ganze Nation ins berüchtigte Sommerloch fiel, ließen uns unsere Politiker noch ein echtes Goody zukommen: das Sommerinterview.
Alles, was in unzähligen Talkrunden mit Politikern, Promis und Experten (manchmal sogar mit Betroffenen) bis zum Sommerloch durchgenudelt worden war, wurde hier noch einmal auf den Punkt gebracht. Nicht in einem schnöden Studio mit viel Technik und Zipp und Zapp, nein, sondern irgendwo da draußen, wo sich unsere Politik­elite vom Stress des ersten Halbjahres erholen konnte. Und das Schöne: ganz allein mit den Moderatoren.
Keine politischen Gegner, keine immer stänkernden Experten oder gar Bürger, die per Facebook dämliche Fragen stellen. Ach, schau an, im schönen Konstanz verbringt Frau Roth ihre Sommerferien, und der Herr Bundespräsident erholt sich in der Sommerfrische auf Norderney.
Deutschland ist schön – heißt es in einer Bierwerbung –, und das wissen unsere politischen Führer eben auch. Schön waren sie, die Seen und Berge, die grünen Hügel und bunten Felder hinter unseren Führern. Die leger, ohne Schlips und Jackett, hemdsärmelig oder in bunten Kleidern und Kostümchen uns eindringlich ins politische Gewissen redeten, sie über die furchtbare Zeit des Sommerlochs nicht zu vergessen. Nein, wer sich in so schöner Landschaft präsentiert, den werden wir nicht vergessen. Obwohl wir das, was sie uns mit ins Sommerloch gegeben haben, schon bei Will, Plasberg und Co. zigmal gehört hatten. Aber eben nicht so schön bunt und volksnah. Das Sommerinterview, der Vorbote des grässlichen Sommerlochs – da wurde uns noch mal so richtig gezeigt, was passiert, wenn die im Urlaub sind.
Noch einen herzlichen Dank an die Moderatoren, schönen Urlaub und so. Ein letztes Winken vom grünen Hügel in Bayreuth, und wir alle wussten, jetzt sind sie weg. Untergegangen im Sommerloch.
Herrlich, keine nervigen Talkrunden mit immer wiederkehrenden Fragen und immer gleichen Antworten. Fernab von Quote und mieser Qualität. Einfach mal Pause, die geschundene Zuschauerseele im Sommerloch baumeln lassen. Und lesen und hören, was uns wirklich interessiert. Bud-Spencer-Tunnel in Schwäbisch Gmünd? Göttinger Wurst gehört ab jetzt zu den geografisch geschützten Lebensmitteln der EU? Die singende Spreewaldgurke trifft Furunkel? Katzenberger, das Kätzchen mit Riesenkörbchen?
Da war sie plötzlich, diese öde Zeit des Sommerlochs. Ein Thema gruseliger als das andere. Und froh waren wir, als sie wieder auftauchten, aus den Tiefen des Sommerlochs krochen, gebräunt und gut erholt. Neue Moderatoren, alte Themen, dieselben Politmacher in schnöden Studios mit überdimen­sionalen Tischen. Die Stänkerer und Besserwisser, die Meckerer und Märchenerzähler. Sie alle sind wieder da. Drücken zwei Finger auf ihr rechtes Auge und hämmern uns ein, dass wir mit dem anderen besser sehen.
Und uns bleibt die sichere Erkenntnis: Alles hat ein Ende.

Euer Viktor