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Morgen wird alles besser

Gedanken, man könnte doch mal einiges ändern. Das ist doch der richtige Zeitpunkt. Neues Jahr, neues Glück. Und dann hat man sich ganz fest vorgenommen, alle guten Vorsätze einmal wirklich umzusetzen. So schwer kann es doch nicht sein. Entschleunigen, privat wie beruflich. Mehr für den Körper tun. Zigaretten und Alkohol streichen. Mindestens 20 Kilo abspecken und sich mehr um seine Freunde kümmern. Fahrrad statt Auto.

Also das Rundum-sorglos-Paket schnüren. Und jetzt ist das neue Jahr schon im dritten Monat. Und wie ist es gelaufen? Die guten Vorsätze sind geschmolzen wie der Neujahrsschnee in der Sonne. In der ersten Woche fühlte man sich so richtig wohl mit seinen tollen Zielen und war hoch motiviert – nach dem Motto „Das schaffst du ganz locker“. Nicht sich selbst, sondern einmal den anderen zeigen, wie es geht. Die schaffen es doch wieder nicht

Und ganz schnell kam sie, die miese Phase. Mit „Ich hab ja schon lange aufgehört (erste Woche), aber kannste mir mal mit ’ner Kippe aushelfen?“ fing alles an. Das klappte richtig gut. Und auf einmal mutierte ich vom starken Durchhalter zum strammen Schnorrer.

Anfänglich war das demotivierend, und ich fühlte mich eher als Versager. Nach ein paar Bierchen und Zigarettchen auf dem bequemen Sofa fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Du musst deine Ziele neu definieren! Gute Vorsätze ja – aber step by step. Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden. Also Fitnesscenter gestrichen. Nicht mit dem Rad, sondern mit der Tram zur Arbeit. Und Zigaretten nur im am weitesten entfernten Automaten ziehen, und zwar zu Fuß. Mit Freunden im Stadion sitzen und zusehen, wie sich die schwarz-gelben Götter da auf dem Rasen quälen, um hinterher das Spiel bei ein paar Bierchen zu diskutieren. Und siehe da: Das Glücksgefühl ist wieder zurück. Das sind eben Ziele, die ich erreichen kann und die mich nicht frühzeitig versagen lassen.

Aber aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben. Und am nächsten Silvesterabend startet vielleicht ein neuer Versuch.

Ich denke aber eher nicht.
Viktor