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Wo Franken, Schwaben und Baden sich treffen

von Christoph Hahn

Bis auf Würzburg liegt fast jede Stadt unendlich weit weg. Die Reisezeit in die Zentren rechnet sich eher in Stunden als in Minuten. Und darum gehört das Taubertal (www.liebliches-taubertal.de) zu jenen Regionen in Deutschland, in denen das Leben auf dem Lande, die Abwesenheit des Getöses der (Möchtegern-)Metropolen eine allenthalben mit den Händen zu greifende Wirklichkeit darstellen. Das soll auch in Zukunft so bleiben.
Trotzdem soll sich hier etwas ändern. Die Gestalter in den Rathäusern, Landratsämtern, Verbänden und anderen Institutionen wollen stärker als zuvor in den Vordergrund stellen, wovon die Region – abgesehen von Geschichte und ihren Denkmälern sowie landschaftlicher Schönheit – reichlich hat: vom Wein, der – egal ob weiß oder rot – so viel Qualität besitzt, dass er mehr Bekanntheit verdient und gebrauchen kann.

Erster Anlaufpunkt: Tauberbischofsheim, wo – alle Ortsteile und den Kernort zusammengerechnet – etwas mehr als 13.000 Menschen leben, hat sich den Charme eines friedlichen Landstädtchens bewahrt. Die katholische Stadtpfarrkirche St. Martin, die Sebastianuskapelle, Türme, Mauern und etliches mehr: Bischem, so der mundartliche Name, geizt nicht mit seinen Reizen und strahlt etwas Malerisches aus – besonders, wenn sich der Gast von „Bürgersfraa und Marketenderin“ alias Gudrun Weiske und Ulrike Steigerwald durch die Straßen und Gassen führen lässt.
Dann mischen sich Geschichte und Geschicht(ch)en, sind Vergnügen und Verweildauer mit Daten und Fakten garantiert. Am Rande der Altstadt dann ein weiteres Plus von Baden-Württembergs nördlichster Kreisstadt: das Hotel St. Michael (www.hotel-stmichael.de), zuerst erzbischöfliches Wohnheim für angehende Gymnasiasten und dann Haus der kirchlichen Erwachsenenbildung, das gediegenen Wohnkomfort im oberen Drei-Sterne-Bereich bietet und mit dem Restaurant Stammberger zudem kulinarische Ambition zeigt, ohne dabei irgendwie abgehoben zu wirken. Aber es geht hier nicht nur um Köstlichkeiten wie einen in Paranüssen gewendeten und dann gebratenen Schafskäse und auch nicht bloß um wohnlichen Komfort, sondern auch um Mut und soziales Engagement: Vor und hinter den Kulissen, am Empfang und in der Spülküche beschäftigt das Haus geistig behinderte und (ehemals) seelisch kranke Menschen, schafft Chancen da, wo andere nur davon reden.
Mit der Brauerei Distelhäuser im fast gleichnamigen Stadtteil Distelhausen gibt es hier einen Bierproduzenten, der mit Pils, Saisonbieren und anderen Produkten immer wieder Preise einheimst. Dennoch ist das Taubertal ganz wesentlich ein Weinland. Das gilt nicht nur für die Kreisstadt und ihre Umgebung, sondern ganz besonders auch für das etwa zehn Kilometer südlich von Tauberbischofsheim gelegene Lauda-Königshofen. Zu diesem Gebiet gehören nämlich der Weinort Beckstein und damit das Kellereigebäude der Becksteiner Winzer (www.beckstein.de). Hierhin ziehen in jedem Herbst lange Prozessionen von Winzern mit ihren Traktoren und Lesebütten – um genau zu sein: die von fast 500 Mitgliedsbetrieben in 21 angeschlossenen Dörfern, die um die 300 Hektar bewirtschaften.
Wer dazu noch Silvia Vögtlin als Führerin bekommt, gewinnt ein Gespür für die Auf- und Umbrüche, die sich in dieser Region vollziehen. Unverwechselbar und klar regional bleiben, sich dabei von der Stilistik und dem Feinschliff der Weine weiterreichenden Ansprüchen öffnen, sich so nach vorne schieben – dahin geht in dieser Genossenschaft wie anderswo der Trend.
Bei den Becksteinern, die mit ihrem Secco Rosato zudem ein Händchen fürs fein Perlende beweisen, bedeutet das: Sie zeigen mit ihrem Müller-Thurgau einen erfrischenden Wein mit deutlichem Muskataroma und Profil und dokumentieren ihre Kompetenz bei 43 Prozent Rotanteil mit einem Schwarzriesling, der nicht nur ebenso gebietstypisch ist wie sein weißer Mitbewerber, sondern zudem mit seinem Charakter zeigt, dass sich die Taubertaler auf Bun…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 03/2013