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Genussvolle Auszeit: alte Reben und Weinarchitektur

von Monika Busch.

Wein und Architektur können sich so harmonisch ergänzen wie eine gelungene Cuvée, das haben die Preisträger eindrucksvoll bewiesen“, sagte die rheinland-pfälzische Weinbauministerin ­Ulrike Höfken anlässlich der Verleihung des Architekturpreises Wein 2013 im Rahmen der Intervitis in Stuttgart.

Wie sehr Bau- und Weinkultur harmonierten und dadurch auch den Tourismus förderten, hätten schon die ersten beiden Wettbewerbe gezeigt. Regelmäßig sorgten die prämierten Projekte aus allen deutschen ­Anbaugebieten für Aufmerksamkeit und fanden Nachahmer. „Dennoch sind die Potenziale des Themas noch lange nicht erschöpft“, steht für den Präsidenten des Deutschen Weinbauverbands, Norbert Weber, fest. Und es sind häufig die jungen Winzer, die nicht nur mit moderner Architektur neue Akzente in der Weinkultur setzen, sondern auch mit ihren Weinstilen. Sie setzen auf ästhetisch anspruchsvolle Bauten als eine Facette ihres Marktauftritts und dokumentieren damit auch ihre Betriebsphilosophie. „Moderne Architektur verleiht unserer jahrtausendealten Weinbautradition die notwendige Frische, um ein anspruchsvolles Publikum zu erreichen“, so Weinbauministerin Höfken.

Die Verbindung zwischen Bau­­kultur, Weinkultur und Tourismus hat in den letzten Jahren in Deutschland für die Stärkung der Weinbauregionen enorm an Bedeutung gewonnen. Die durchweg sehr hohen Investitionen erfolgen mit Blick auf die nächsten Generationen. 2013 wurden neben dem Weingut Neef-Emmerich in Bemmersheim (Rheinhessen) und dem Weingut Leiss in Gellmersbach (Württemberg) die Moselweingüter Markus Molitor in Bernkastel-Wehlen und Longen-Schlöder in Longuich prämiert.

Und nicht nur diese Weingüter stehen für eine moderne, dynamische Weinkultur der Region Mosel. Die 2000 Jahre alte Weinkultur erhält immer häufiger mit anspruchsvoller Architektur ein dem Zeitgeist entsprechendes Umfeld für Produktion, Präsentation und Degustation. Hinter den Kulissen werden zugleich Kelterhäuser, Keller und Lagerräume modernisiert.

Gerold Reker, der Präsident der ­Architektenkammer Rheinland-Pfalz, bringt es auf den Punkt: „Zeitgenössisches Bauen in der Weinwirtschaft kann zugleich sinnlich aufgeladen, ästhetisch und funktional wie energetisch vorbildhaft sein.“ Und gemäß diesen Attributen wurden Molitor und Longen-Schlöder prämiert.

Logenplätze inmitten von Weinbergen und Streuobstwiesen

Bei der Familie Longen in Longuich entdecken die Gäste die Langsamkeit. Winzer Markus Longen und seine Frau Sabine setzen mit den Gästezimmern in Form von Winzerhäuschen aus heimischen Materialien wie Schiefer und Eichenholz direkt beim Weingut in den Streuobstwiesen neue Maßstäbe.

„Wir möchten zeigen, wie Einklang mit der Natur wirklich aussehen sollte; einen Logenplatz erschaffen in vollkommener Ruhe und zur Entschleunigung“, sagen Sabine und Markus Longen. Daher sind in den Winzerhäuschen weder TV-Geräte noch Radios vorhanden. Im Vordergrund sollen Werte wie Ruhe, Authentizität, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit stehen. Gestaltet sind die Schieferhäuschen hell, klar und reduziert. Viel Holz, viel Weiß, natürliche Stoffe und natur­belassene Materialien bestimmen die Einrichtung.

Kein Geringerer als der Mailänder Star-Architekt Matteo Thun konnte für das Projekt der Familie Longen begeistert werden. Thun hat alle Winzerhäuschen mit einem eigenen Eingang, kleinem Garten und je nach Lage mit Blick in die Weinberge konzipiert.

Das Weingut ist weitaus mehr als ein Weinproduzent. Die Kombination aus einer Umgebung von Rebflächen, einem Erlebnis für die Sinne mit einer ehrlichen, regionalen Winzerküche und hauseigenen Weinen sowie die Verbindung mit Musik, Literatur und Kunst bilden den Rahmen für eine entspannte Auszeit.

Ein besonderes Erlebnis für den Gast bietet die Zeit der Weinlese. Von den Häuschen mit Blick in die Weinberge bietet sich dem Besucher am frühen Morgen, wenn der Nebel sich fast verabschiedet hat, ein tolles Panorama. Wie Glühwürmchen wirken die Lichter der Traktorenkolonnen auf dem Weg in die Steillagen.

Das Konzept kommt an, seit der Eröffnung der Häuschen im Juli 2012 (Pre-opening-Phase) verbucht das WeinKulturgut regen Gästezulauf. Besonders erfreulich: Die Altersstruktur der Gäste liegt oftmals unter 50 Jahren, häufig Familien mit Kindern. Das Weingut versteht sich eher als Rebsortenweingut mit den Lagen Longuicher Maximiner Herrenberg, Longuicher Herrenberg, Schweicher Annaberg und Mehringer Zellerberg. Zudem werden Weinberge an dem Moselnebenfluss Ruwer bewirtschaftet. Angebaut werden Riesling, Weißer Burgunder, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Rot- und Roséweine werden aus den Sorten Blauer Spätburgunder, Domina, Cabernet Sauvignon und Merlot gekeltert. …

 

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11-12/2013